Abschied von der „Goldenen Stimme aus Prag“

Die Beerdigung von Karel Gott

Sein bekanntester Hit ist das Biene-Maja- Titellied – am 1. Oktober verstarb der tschechische Sänger Karel Gott im Alter von 80 Jahren in seinem Wohnort Prag an akuter Leukämie. Zu seiner Aufbahrung kamen mehrere 10.000 Menschen, die Trauerfeier mit staatlichen Ehren wurde im Fernsehen übertragen.

 

Obwohl es regnerisch ist, als Karel Gott stirbt, versammeln sich viele seiner Fans vor einer Villa im Prager Stadtteil Smíchov, halten inne, legen Blumen nieder und zünden Kerzen an. Sie verabschieden sich vom wohl bekanntesten Sänger der Tschechischen Republik. Ebenso bekannt und besonders beliebt war er auch in Deutschland – hier mehr als Popsänger, während in Tschechien Swing ein wichtiger Bestandteil seiner Musik war.

Nach dem dreijährigen Gesangsstudium am Prager Konservatorium widmete er sich seinen ersten Aufnahmen. Seine erste Single war ein tschechisches Cover des Liedes Moon River und erschien 1963. Seitdem soll er rund 50 Millionen Tonträger verkauft haben – offizielle Zahlen hierzu gibt es nicht. Doch die über 50 erhaltenen Silbernen, Goldenen, Platin- und Diamant-Schallplatten von zahlreichen Verlagen und Plattenfirmen sprechen für ihn.

Eurovision und Biene Maja

Auch am Eurovision Song Contest 1968 in London, damals noch Grand Prix Eurovision De La Chanson, nahm er teil. Mit dem Titel „Tausend Fenster“, den Udo Jürgens geschrieben hatte, vertrat er nicht sein Heimatland, sondern Österreich und belegte Platz 13 von 16. Doch nicht nur die Musik war seine Leidenschaft – er hatte eine eigene TV-Show und unzählige Auftritte in anderen Sendungen. 1975 nahm er dann das Titellied für die deutsch-ja-panische Zeichentricksendung „Die Biene Maja“ auf, was bis heute viele mit ihm verbinden. Zahlreiche Musiker, darunter Helene Fischer, veröffentlichten Coverversionen dieses Liedes.

In den vergangenen Jahren hatte Karel Gott mit verschiedenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Dennoch nahm er im Mai dieses Jahres noch ein Duett mit seiner 13-jährigen Tochter Charlotte Ella auf – „srdce nehasnou“, auf Deutsch „Die Herzen erlöschen nicht“. Mitte September gab er dann öffentlich eine akute Leukämie-Erkrankung bekannt, der er am 1. Oktober 2019 im Kreise seiner Familie erlag.

Begräbnis mit staatlichen Ehren

In Tschechien sind Staatsbegräbnisse für Befehlshaber der Streitkräfte vorgesehen – deshalb erhielt Karel Gott ein Begräbnis mit staatlichen Ehren. Zuvor wurde aber am 11. Oktober 2019 sein geschlossener Sarg auf der Slawischen Insel der tschechischen Hauptstadt im Sophienpalais aufgebahrt. Vor seinem Sarg stand ein Herz aus roten Rosen von seiner Witwe. Zehn-tausende Fans hatten so die Möglichkeit, sich von Karel Gott zu verabschieden und in dutzende, vor dem Sophienpalais ausliegende Kondolenzbücher einzutragen.

Staatstrauertag für Karel Gott

Am darauffolgenden Samstag, 12. Oktober 2019, folgte dann um 11 Uhr das Begräbnis mit staatlichen Ehren mit einer Totenmesse im Veitsdom, der größten Kirche Tschechiens. Für die Fans waren auf dem Vorplatz zwei Bildschirme aufgebaut, auf denen das Requiem übertragen wurde – ebenso gab es eine Fernsehübertragung. Die Fahnen hingen auf Halbmast, denn der Tag wurde zum Staatstrauertag erklärt.

Neben seiner Witwe Ivana mit den gemeinsamen Töchtern Nelly und Charlotte Ella nahmen auch Staatspräsident Milos Zeman, Regierungschef Andrej Babis, Fußballlegende Antonin Panenka sowie Komponist Ralph Siegel und Entertainer Gunter Emmerlich an der Zeremonie teil. Medienberichten zufolge soll sich Karel Gott das Vorlesen von Stellen aus Psalm 139 gewünscht haben: „Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.“ Außerdem wurde das Requiem des Komponisten Andrew Lloyd Webber gespielt. Zu Wort kamen auch weitere Wegbegleiter und Freunde des Sängers.

Nach dem Gottesdienst trugen Soldaten den Sarg Karel Gotts aus der Kirche, dabei lief Gotts tschechisches Cover des Liedes Amazing Grace von 1976. Als der Bestattungswagen den Vorplatz des Veitsdom verließ, erklang ein weiteres Lied Karel Gotts – sein Duett mit seiner Tochter, das er erst wenige Monate zuvor aufgenommen hatte. Sein letzter Song.
Seine letzte Ruhestätte soll Karel Gott jetzt auf einem Prager Friedhof im Stadtteil Smíchov, wo er auch bis zuletzt mit seiner Familie gewohnt hatte, finden.

Text: Hans-Joachim Frenz
Foto: © shutterstock.com

[BestattungsWelt, Ausgabe 06.2019]

Hans-Joachim Frenz

Hans-Joachim Frenz

Leiter Gesamtvertrieb

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