Sicher durch die Trauer geleitet

Die BestattungsWelt im Gespräch mit den „Ruhelotsen“ Denny Kautzsch und Niels Trotter aus Buchholz

Hoch oben im Norden Deutschlands sind Denny Kautzsch und Niels Trotter die „Ruhelotsen“, denn so haben sie ihr Bestattungshaus genannt. In Buchholz in der Nordheide ist ihr Unternehmenssitz und von dort aus navigieren sie Trauernde durch die manchmal stürmischen Gewässer der Gefühle – und sie nutzen Factoring für Bestatter der ADELTA. Wir wollten wissen, wie es zu diesem Namen kam und wie das mit der Ruhe genau geht.

Herr Kautzsch, Sie beide haben Ihr Bestattungshaus „Ruhelotsen“ genannt. Das assoziiert man ja erst einmal damit, in einen Hafen der Ruhe gelotst zu werden, wenn die Wogen hochschlagen. War das auch Ihr Gedanke bei der Namensgebung?
Ja, das war er. Hinzu kommt, dass es bei unserem Gesamtkonzept nicht darum geht, uns selbst in den Mittelpunkt zu stellen, deshalb haben wir auch nicht einfach unsere Nachnamen genommen. Wir wollen gar nicht wie alle anderen sein. Der Name „Ruhelotsen“ zeigt den Hinterbliebenen gleich, worum es uns geht: Trauernden zur Seite zu stehen und ein wenig Gelassenheit zu schenken in Zeiten großer Anspannung.

Ist „Ruhelotsen“ dann sozusagen das Gegenstück zu „Ruhelosen“?
Absolut! Wir möchten die Ruhelosen erden und ihnen so viel Belastung wie möglich abnehmen. Beim Lesen Ihrer Homepage und damit Ihres Konzepts fällt auf, dass Sie ein besonders hohes Maß an Authentizität vermitteln – kein Chichi, sondern offen, transparent und bodenständig.

Sind das klassisch norddeutsche Tugenden?
Auf jeden Fall ist das unsere Art. Wir sind nicht so steif, sondern nahbar. Wenn Menschen zu uns kommen, dann gibt es meist erst einmal so ungefähr 45 Minuten lang ein Kennenlern-Gespräch. Wir fragen, was genau passiert ist, wir nehmen Anteil und sind ganz für die Trauernden da. Das ist uns persönlich wichtig und das tut Hinterbliebenen einfach gut.

Was hat es denn mit Ihrem Logo auf sich, Herr Trotter?
Tatsächlich basiert unser Logo auf einem Krawattenmuster! Also, dazu muss man ja wissen: Es gibt regelrechte Bestatterkleidung – blaue Krawatten, rote Krawatten, schwarze Krawatten usw. Wir wollten aber etwas anderes, Farben, die wir überall einsetzen können. Da habe ich dann mal meine Krawatten genauer angesehen und eine ausgesucht. Das Muster spiegelt sich überall bei uns wider, im Logo, aber beispielsweise auch auf unserer Website im Menüpunkt „Über uns“ als eben Krawatten und Einstecktücher. Gerade das helle Beige ist universell einsetzbar!

Sie führen Ihr Bestattungshaus zu zweit – wie kam es denn dazu?
Wir kennen uns bald 17 Jahre und sind beste Freunde, wir haben schon oft zusammengearbeitet. Ich komme eigentlich aus dem Bereich Einrichtung, aber durch unsere langjährige Freundschaft konnte ich schon früh Einblick hinter die Kulissen eines Bestattungshauses erhalten – da haben wir uns einfach prima ergänzt. Bis das alles so weit war mit den „Ruhelotsen“ und wir das wirklich gemacht haben, hat es aber schon noch fast anderthalb Jahre gedauert.

Und welche Vorteile sehen Sie in dieser Konstellation?
Wir haben keine Angestellten, sind nur zu zweit und haben dadurch den Vorteil, dass wir wissen, wir können uns fest aufeinander verlassen − bei der Arbeit, aber tatsächlich stehen unsere Häuser sogar auf demselben großen Grundstück.
Wir holen beispielsweise Verstorbene auch selbst, und zwar zu zweit, ab, wir machen alles. Deshalb gibt es keinen innerbetrieblichen Ärger und vor allem: Wir stehen beide hinter dem, was wir tun.

Auf den Fotos auf Ihrer Homepage fällt auf, dass Sie auf Licht setzen, zum Beispiel bei der Einrichtung Ihrer Feierhalle. Wie nehmen Sie den Menschen generell eine eventuelle Schwellenangst?
Mit Schwellenangst haben wir eigentlich gar nichts zu tun, das liegt allein schon daran, dass wir eine sehr offene Struktur unserer Räumlichkeiten haben. Von außen können Sie abends zum Beispiel über einen Fernseher schauen, wie es bei uns drin aussieht. Unser Büro ist zum Schaufenster hin ausgerichtet, alles ist transparent, da ist nichts zugeklebt. Im Besprechungsraum sorgen wir natürlich für Sichtschutz.

Außerdem gibt es bei uns Düfte: Duftkerzen und Raumdüfte, in jedem Zimmer eine andere Note. Und übrigens: In unserem Besprechungsraum steht keine Urne, kein Sarg. Bei uns geht es darum, dass sich Hinterbliebene trotz allem, was gerade auf sie einstürmt, wohlfühlen und nervliche Entspannung erfahren.

Deshalb haben wir auch einen Gedenkbaum entwickelt, an den jeder auf beschreibbaren Blättern den Namen seines Angehörigen und auch persönliche Botschaften anbringen kann. Das ist ein schönes Abschiedsritual, weil die Angehörigen sehen, dass noch etwas Sicht- und Greifbares bleibt, und es trägt auch zu ihrer inneren Ruhe bei. „Der Tod ist das Ende des Lebens und die Geburt der Erinnerung“, sagen Sie, Herr Kautzsch.

Wann haben Sie selbst diese Erfahrung in besonderem Maße gemacht?
Der Tod meiner Oma war ein wirklich schlimmes Erlebnis für mich, auch was die Bestattung anging. Um es anders zu machen, bin ich selbst Bestatter geworden. Und ich bin ja auch Trauerredner. Tatsächlich habe ich da immer ein Foto meiner Großmutter dabei – sie ist das Vorbild für mein Geschäft.

Ich glaube, man kann erst dann wirklich nachempfinden, wie es Hinterbliebenen geht, wenn man so etwas selbst erlebt hat. Das höre ich auch oft von Angehörigen. Man versteht sich dann noch mal auf einer ganz anderen, sehr persönlichen Ebene.

Gibt es bei den Bestattungen auch Ideen, bei denen Sie eher skeptisch sind?
Ich bin kein besonderer Freund der Weltraumbestattung. Dafür umso mehr von Baumbestattungen!

Was machen Sie denn so zum Ausgleich, wie steht es mit Hobbys oder reisen Sie gern?
(Denny Kautzsch:) Also, ich reise eigentlich gar nicht. Ich bin leidenschaftlich gern zuhause, da habe ich meinen Garten und vor allem: vier Yorkshire-Terrier! Ansonsten interessiere ich mich auch wegen meiner Trauerreden sehr für Sprache und halte mich da gerne auf dem Laufenden.

(Niels Trotter:) Das Leben ist für mich eigentlich viel zu kurz – ich reise mit Begeisterung! Am liebsten auf Schiffen, die Karibik fasziniert mich, aber auch San Diego ist eins der nächsten Ziele. Vier Hunde habe ich übrigens auch: Havaneser.

Factoring für Bestatter erleichtert den Arbeitsalltag

Eine wirkliche Erleichterung ist für Ihr Unternehmen sicherlich auch Ihre Zusammenarbeit mit der ADELTA.BestattungsFinanz, deren Factoring für Bestatter Sie fast von Anfang an nutzen. Wie hat sich das ergeben?
Wir haben die „Ruhelotsen“ letztes Jahr ins Leben gerufen und im Mai bei der Bestattermesse FORUM BEFA Frau Strunz-Happe von der ADELTA.FINANZ AG und das Angebot Factoring für Bestatter kennengelernt. Wir mögen sie persönlich sehr und sie hat uns fantastische Anfangstipps gegeben – so kam die Zusammenarbeit zustande.

Und Sie sind bis heute glücklich mit dieser Entscheidung, Factoring für Bestatter zu nutzen?
Ja! Das bedeutet einen komplett reibungslosen Ablauf und wir haben immer einen direkten und vor allem kompetenten Ansprechpartner, das ist ganz wichtig.

Eine letzte Frage haben wir noch: Gibt es einen besonderen Rat, den Sie anderen Unternehmern mit auf den Weg geben können? Etwas, das Sie durch Ihre Unternehmensgründung für sich mitgenommen haben?
Menschlich bleiben. Und ehrlich bleiben. Bestatter ist ein Fulltime-Job, das muss jedem klar sein, der sich für diese Branche entscheidet.

Herr Kautzsch und Herr Trotter, wir danken Ihnen sehr herzlich für das tolle Gespräch!

www.ruhelotsen.de

„Es ist herrlich, im wilden Sturm auf einem Schiff zu sein, von dem man weiß, dass es im Hafen ankommt“, wusste schon Blaise Pascal. In den turbulenten Zeiten der Trauer sind die „Ruhelotsen“ Denny Kautzsch und Niels Trotter einfühlsam dafür da, Hinterbliebene in emotional ruhige Gewässer zu leiten und sie mit Kompetenz und Verständnis zu unterstützen. Wir wünschen den „Ruhelotsen“ weiterhin viel Erfolg und alles Gute!

Text: Nicola Achterberg
Foto: Ruhelotsen Bestattungen

[BestattungsWelt, Ausgabe 02.2019]

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